Wintersonnenwende - When the sun's reborn
Das erste von 12 Liedern (Text s.u.) für die Raunächte, die Zeit zwischen den Jahren, die heiligen 12 Nächte. Am 21.12. beginnen wir sie mit der Wintersonnenwende, wenn die längste Nacht schon
hinter uns liegt und die Sonne von nun an wieder steigt und uns das Licht zurückbringt.
Die längste Nacht des Jahres ist in
Foto: Katja Eckhardt
diesem Jahr die Nacht vom 21. zum 22. Dezember. Am Nachmittag des 21ten um 16.59 Uhr in unserer Zeitzone erreicht die Sonne den
subsolaren Punkt – also den Ort, über dem die Sonne im Zenit (genau senkrecht) steht – ihren südlichsten Punkt am südlichen Wendekreis. In diesem Moment beginnt laut astronomischer Definition auf
der Nordhalbkugel der Erde der Winter.
Und mitten in der stillsten Zeit, in der wir heute mehr oder minder dem Alltag entrückt sind, beginnt damit der neue Lebenszyklus, eine weitere Runde des Werdens und Vergehens und Wieder-Werdens.
Noch ganz im Inneren bereitet sich ganz langsam das Leben auf der Erde in Pflanzen und Tieren ab jetzt darauf vor, das Licht und die Wärme wieder zu empfangen, zu keimen, zu sprießen, sich
fortzupflanzen, eine neue Erfahrung des Lebens zu machen. Die Zeit des Abschieds und des Todes lassen wir in diesem Zyklus nun hinter uns. Auch sie ist wertvoll und bei allem auch Grund zu Glück
und Dank, aber sie ist nun vorbei. Das Neue beginnt. Auch, wenn wir es im Moment noch nicht sehen. Im Inneren können wir es spüren. Und bald werden in den Bäumen die Säfte wieder steigen, die
Tiere ihre Jungen gebären, die Vögel wieder mit dem Nestbau beginnen. Das ist Grund zum Feiern, zu Hoffnung und Freude.
Das Ritual für heute:
Ob Ihr auf dem Land oder in der Stadt, draußen oder in Euren Wohnungen seid, nehmt Euch einen Moment der Ruhe. Geht an einen Platz in Eurer Umgebung, an dem Ihr Euch wohlfühlt, an dem Ihr für
eine Zeit ungestört seid und richtet Euch behaglich ein, vielleicht mit einem Sitzkissen, einer Kuscheldecke. In den Wohnungen stellt eine Kerze und Feuerzeug bereit. Draußen bereitet ein Feuer
vor. Dann löscht alle Lichter.
Setzt Euch bequem. Schließt die Augen, wenn Ihr mögt, lauscht eine kleine Weile Eurem Atem, wie er von selbst ein und ausfließt. Im Atem sind wir miteinander und mit allem verbunden. Wir alle,
Tiere, Pflanzen, Menschen atmen dieselbe Luft auf diesem Planeten. Wie wunderbar. Gebt Euer Körpergewicht an die Erde, den Boden unter Euch, ab. Vielleicht könnt Ihr spüren, wie sie Euch trägt,
immer getragen hat, immer tragen wird. Darauf könnt Ihr vertrauen.
Lasst Euch für eine Zeit ganz von der Dunkelheit umfangen. Die Nacht - beides ist sie für uns, Geborgenheit und Gefahr. Von Eurem geschützten Ort aus, heute, nehmt es nur wahr, wie die Dunkelheit
in Euch webt.
Wenn Ihr mögt, fühlt Euch noch einmal zurück in dieses vergangene Jahr mit all seinen Ereignissen. Lasst sie an Eurem inneren Auge vorbeiziehen. Alles Freud und Leid wird seinen Sinn gehabt
haben. Auch, wenn wir das nicht immer schon verstehen. Lasst das Ringen für eine Zeit los. Im neuen Jahr ist genug Raum, um die Dinge weiterzubewegen.
Lasst Euch, wenn Ihr könnt, auf die Auszeit der Raunächte, unserer Feiertage, der Zeit "zwischen den Jahren" ein.
Wenn Ihr, soweit es für Euch jetzt möglich ist, zur Ruhe gekommen seid, öffnet die Augen wieder. Bewegt Euch langsam, verbunden mit allem, was war und mit allem, was sein wird. Beides wissen wir
und wissen wir nicht. Entzündet Euer Feuer - die Kerze vor Euch, das Feuer an Eurem Platz in der Natur. Genauso, wie dieses kleine Licht vor Euch, kehrt die Sonne wieder und erhellt unsere
Welt. So wie wir jetzt, erlebten diesen Moment in den zurückliegenden Jahren, Jahrzehnten, Jahrhunderten, Jahrtausenden die Generationen unserer Vorväter und Großmütter als ein Heiligtum.
Wunderbar, voller Gnade, voller Liebe und Hoffnung. Und wir immer wieder neu in jedem Jahr, so lange wir auf der Erde sind, mit ihnen.
Schaut, wie das Licht den Raum um Euch erhellt, wärmt. Genießt beides, das wachsende Licht und die schwindende Dunkelheit. Das Neue beginnt. Mit all seinen Hoffnungen, Ideen, Herausforderungen,
mit all der Liebe, aber auch der Unsicherheit, dem Scheitern, dem Streit, dem unausweichlichen Ende irgendwann. Der Keim zu allem ist im Moment.
Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne... (aus Herrmann Hesse: Stufen)
Mit diesem Gefühl im Inneren könnt Ihr nun feiern, singen und in die nächste Nacht, den nächsten Tag gehen.
Der Gesang zur Wintersonnenwende ist:
When the sun's reborn
youtube
Em
D
It's the great mother giving birth to him,
Em D
the great mother giving birth to him,
Am
Em
when the sun comes up again,
Am
Em
when the sun comes up again,
D H7 Em
when the sun's reborn.
It's the Lord of life born again,
the Lord of life born again,
when the sun comes up again,
when the sun comes up again,
when the sun's reborn.
T/M: Nasrudin/unbekannt
Noten im Buch: "Lieder für die stille Zeit" https://www.lebenslieder.org/shop/